Es ist unwichtig,
die Frage zu klären, wie alt ein Mann sein muss, um zeitlos schöne
Songs zu schreiben und zu singen. Der Gitarrist, Sänger und Komponist
Hubert Stytz hat sein Leben lang zeitlos schöne Songs geschrieben und
gesungen. Vielleicht ist seine Stimme im Lauf der Zeit einprägsamer,
berührender, reifer geworden. Aber was heißt schon reifer? Man hört aus
jeder Zeile, mit jeder Harmonie, dass hier einer für sein Leben spielt.
Der begnadete Gitarrist Hubert Stytz hat seine
ersten musikalischen Erfahrungen als 14-jähriger in den US-Clubs der in
Deutschland stationierten GI‘s gemacht. Er hat sich in der Ära des
Krautrock für die Profession des Musikers entschieden, und er hat in
jeder Minute seines Lebens diesen Job ernst genommen. Er ist nicht
berühmt geworden, aber die Menschen, die ihn hören, glauben ihn
irgendwann irgendwo gehört zu haben. Es sei fast unmöglich, sagen sie,
diese Musik nicht zu kennen. Es ist die Musik, die einst vom Blues,
danach vom Rhythm & Blues und schließlich von der einzigartigen,
komplexen Existenz dieses Vollblutmusikers beeinflusst wurde. Mag man
darin die Elemente des Rock’n’Roll erkennen, die Sehnsucht des Folk und
die Weltläufigkeit des Country. Es geht immer um die Kunst, das Leben
als Song zu leben.
Stytz tourte, nach Gastspielen mit dem
ehemaligen Cream-Musiker Jack Bruce, als Support von Bob Dylan und Van
Morrison, 2005 im Vorprogramm von Willy DeVille und der Mink DeVille
Band durch Deutschland. Weil ihm die Gitarre diesmal zu wenig und eine
Band zu viel war, engagierte er für diese Tournee seinen alten Freund
und Weggefährten Günther Reger, einen künstlerisch hoch begabten
Saxofonisten, Keyboarder, Perkussionisten. Reger hat sich auch als
Maler, Lichtkünstler und Multimedia-Performer einen Namen gemacht.
Für Willy DeVilles Tour verwandelte Stytz seine
alten zeitlos schönen Songs in neue zeitlos schöne Songs. Die
Zusammenarbeit mit Günther Reger schuf außergewöhnliche musikalische
Spannungen – und das Publikum begriff: Hier passiert etwas Einmaliges.
Selten sah man das Publikum bei einem Support so hoch konzentriert. In
mancher Halle gab es Standing Ovations. Nach dieser Tour beschlossen
Hubert Stytz und Günther Reger, ihre Arbeit als Duo fortzusetzen. Keine
abendfüllende Show zu arrangieren, sondern ein kompaktes
45-Minuten-Programm.
(Joe Bauer)
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